48 Stunden: Kleiner Zwickau Reiseführer
Tanja Klindworth
Lust auf die Städte in der zweiten und dritten Reihe? Wie wäre es mit einem Trip nach Zwickau in Sachsen? Wir waren schon da!
Lust auf die Städte in der zweiten und dritten Reihe? Wie wäre es mit einem Trip nach Zwickau in Sachsen? Wir waren schon da!
Braucht man einen Reiseführer für Zwickau? Ich sage ja! Warum? Darum! In diesem Sommer stand ein Roadtrip durch Polen auf dem Programm. Doch bevor es für uns rüber ins Nachbarland ging, legten wir noch einen Stopp in Zwickau ein, um uns die Stadt einfach mal anzuschauen.
Als wir im Freundes- und Bekanntenkreis unsere Sommer-Reiseroute zum Besten gaben, schaute man uns hier und da schon mal ungläubig an.
„Was wollt ihr denn in Polen“, hörten wir da öfter und als wir dann mitteilten, wir würden auf der Reise nach Polen noch einen Stopp in Zwickau einlegen, ernteten wir doch ein paar fragwürdige bis mitleidige Blicke.
Doch unserer Familie, den Nachbarn, Freunden und Bekannten ist ja mittlerweile durchaus bewußt und bekannt, dass wir ab und zu eher ungewöhnliche Reiserouten und Reiseideen an den Tag legen, die viele Menschen dann doch irgendwie nicht teilen.
Um so neugieriger werden wir nach der Reise zu neuen Entdeckungen ausgefragt.
Ob Zwickau auch so eine Entdeckung ist?
Lasst euch überraschen!
Wir jedenfalls freuten uns auf unseren kleinen Zwischenstopp in Zwickau in Sachsen. Die Stadt machte uns neugierig, denn…
Somit machten wir uns also auf nach Zwickau. Ganze 48 Stunden hatten wir für unseren Zwischenstopp in der sächsischen Stadt – mit rund 90.000 Einwohnern – eingeplant.
Zwickau meinte es gut mit uns und begrüßte uns mit Sonnenschein. Unsere Unterkunft / Hotel in Zwickau lag etwas vor der Stadt – in einem Schlosshotel – und so starteten wir erst einmal damit, die Umgebung von Zwickau etwas näher zu erkunden…
…und wie erkundet man das Umland und Zwickau Sehenswürdigkeiten wohl am besten in der Wiege der DDR-Automobilindustrie?
Richtig, mit einem DDR-Auto.
Die Fahrt mit einem Trabi ist wirklich ein besonderes Erlebnis, hat was von einer Fahrt in der „wilden Maus auf dem Rummelplatz“. Unser Tacho zeigte eine Geschwindigkeit von 80 km/h, die sich aber anfühlten wie 120 und anhörten wie 250 km/h. 😉
Aufgrund des tollen Wetters kurbelten wir die Fensterscheiben im Trabi herunter und genossen den Duft aus Kornfeldern und Benzin… 😉 Wir freundeten uns nach einer Weile mit der Revolverschaltung an und erkannten auch schnell, dass wir die Bremse gefühlt auf die Straße treten mußten, um den Trabant zu stoppen. Die Bedienung des Lenkrades hatte was von Fitnesstraining und wir verfielen, trotz langsamer Geschwindigkeit gefühlt in einen Geschwindigkeitsrausch. Trotzdem fühlte sich unser Trabi-Ausflug dann doch eher nach Slowtraveling an… zumindest mal wie eine kleine Zeitreise.
Unsere Fahrt führte uns durch kleine, aufgeräumte Dörfer rund um Zwickau wie beispielsweise Crimmitschau, Langenbernsdorf oder auch Werdau.
Vorbei an Kornfeldern, Wiesen und Wäldern, der Talsperre Koberbach und mit Zwischenstopps an Wanderwegen und Routen wie z.B. dem Lutherweg oder auch dem Hirschfelder Rundwanderweg. Wer nämlich gern in der Natur unterwegs ist, wird durchaus rund um Zwickau fündig.
Sogar ein Teil des Jakobsweges führt durch die Region in und rund um Zwickau. Der Sächsische Jakobsweg und der Jakobsweg Vogtland.
Am nächsten Tag stand dann die Zwickauer Stadterkundung auf dem Plan und zwar das volle Programm, vorbei an allen Zwickau Sehenswürdigkeiten.
Wir düsten mit dem Auto in die Stadt und parkten es in einem Parkhaus am Rand der kleinen Innenstadt. Von dort aus begann unsere Erkundungstour – vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten. Denn eine richtige Stadterkundung kann man eben nur zu Fuß erleben.
Wer auf eigene Faust durch die Zwickau streifen möchte, dem empfehlen wir verschiedene Themenrundwege, um keine Zwickau Sehenswürdigkeiten zu verpassen: Schumann Rundweg (unterwegs auf den Spuren von Robert Schumann) und Lutherweg (Auf Martin Luthers Spuren durch Zwickau)
Unser Weg begann am Hauptmarkt mit alter Häuserzeile, Rathaus und der Löwenapotheke. Am Rathaus fällt beispielsweise das besondere Wappen der Stadt Zwickau auf – mit den Schwänen. Sofort fällt mir die Verbindung zu meiner Wahlheimat Hamburg ein, denn auch hier spielen die Schwäne eine große Bedeutung.
Vom Hauptmarkt ziehen wir rüber zur Zwickauer Mulde, vorbei an Gewandhaus und dem Gasthaus zum Goldenen Anker – bis wir die Paradiesbrücke erreichen. Die Paradiesbrücke mit Zwickauer Mulde und auch mit den Plattenbauten im Hintergrund ist ein wirklich interessantes Fotomotiv. So unschön Plattenbauten auch immer wirken, ist es doch eine tolle Wohnmöglichkeit in Zwickau (ohne Frage) – denn die Innenstadt von Zwickau ist nur ein paar Schritte entfernt.
Weiter führt der Weg entlang des Flußes, links neben uns erscheint der Pulverturm und ein Rest der Stadtmauer. Wir statten der Katharinenkirche einen Besuch ab und schauen von dort schräg rüber zur Burg Osterstein. Langsam zieht es uns in die Innenstadt zurück – vorbei am Robert Schumann Haus, an den Priesterhäusern, dem Dom St. Marien, Robert Schumann Denkmal und über den Kornmarkt.
Nach unserem Rundgang wird es Zeit für eine kleine Stärkung. Wir kehren zurück zum Rathaus – gegenüber befindet sich das Eiscafe Dolce & Freddo. Aufgrund des fantastischen Sommerwetters beschließen wir ein Mittagessen ausfallen zu lassen und uns statt dessen ein Eis zu gönnen. Gemütlich sitzen wir in der Sonne auf dem Hauptmarkt und genießen unser Eis.
Danach setzen wir unseren Rundgang durch Zwickau fort. Unser nächstes Ziel ist die älteste öffentliche Bibliothek Sachsens. Doch wir streifen nicht zielstrebig drauf zu, sondern lassen uns etwas treiben.
Wir bewundern die unterschiedlichen Brunnen entlang der Strecke (Schwanenbrunnen Tuchmacher-Brunnen, Brauer-Brunnen, Hauptmarkt-Brunnen etc.), kommen vorbei am Kornhaus, dem Zwickau Johannisbad und am August Horch Museum, bis wir vor der Bibliothek mit Archiv stehen.
Das Stadtarchiv kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen. Ein ganz toller Ort mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Hier gibt es Bücher, die mehrere hundert Jahre alt sind. Wir hatten das große Glück und durften einen Blick in einige der alten Werke werfen.
In Zwickau gibt es aber noch ein paar mehr tolle Plätze und Museen – wie wäre es zum Beispiel…
…oder mit einer Runde Wellness in Zwickau? Für dieses Erlebnis solltet ihr mal im historischen Zwickau Johannisbad vorbeischauen. Das Johannisbad ist ein Kulturdenkmal und vor allen Dingen ist es ein echter Wohlfühlort.
Das Bad stammt aus der Zeit des Historismus und Jugendstils. Der Entwurf für das Johannisbad stammt vom Architekten Gotthilf Ludwig Möckel.
Eröffnet wurde dieses wunderschöne Bauwerk 1869. Alleine deswegen solltet ihr euch das Johannisbad schon einmal anschauen. Um die Jahrhundertwende (1904) kam dann die baulich passende Schwimmhalle dazu – nach einer Planung von Stadtbaurat Kretzschmer.
Schon damals wurde den Bürgern ein therapeutisches Portfolio geboten: Massagen, Moorbäder, Heilgymnastik. Auch wenn es damals noch nicht Wellness hieß, war es das natürlich. Denn genau zu diesem Zweck – für Wellness & Gesundheit – wurde es von Dr. Schlobig eröffnet.
An der Stelle des heutigen Johannisbad stand früher wohl die Johanniskirche – so wurde der Name des Bades wahrscheinlich davon abgeleitet. Ein Teil des Films „a cure for wellness“ (nicht vom Titel irreführen lassen – tatsächlich ist es ein Horrorfilm) wurde übrigens auch im wunderschönen Johannisbad in Zwickau gedreht.
Wundern tut es wohl keinen, dass das Zwickau Johannisbad bei den Bürgern einen großen Zuspruch erhielt und sehr beliebt war. Heute ist das Bad wieder ein echter Magnet. Auch wenn es zwischendurch in die Jahre gekommen war und deswegen geschlossen werden mußte, ist die Sanierung und Renovierung (für rund 8 Mio. Euro) durchaus gelungen.
Ein interessanter baulicher Effekt im Zwickau Johannisbad ist z.B. auch der Hubboden im Becken, der für unterschiedliche Wassertiefe sorgt.
Der Eintritt ins Bad startet bei 3,50 Euro; für die Sauna gehts bei 2,50 Euro zusätzlich los. Das Bad ist täglich bis 22 Uhr geöffnet – morgens öffnet es unterschiedlich – zwischen 7 Uhr und 10 Uhr.
Uns hat der Besuch in Zwickau sehr gefallen. Die Stadt hat sicherlich viel mehr zu bieten, als manch einer auf den ersten Blick glaubt. In meinen 48 Stunden in der Region hab ich natürlich viele Dinge noch nicht geschafft. Also keine Angst vor Zwickau – 48 Stunden in der Stadt sind erlebnis- und entdeckungsreich – VERSPROCHEN!
Falls ich euch jetzt Lust machen konnte auf eine Reise nach Zwickau, fehlt abschließend wohl nur noch ein Tipp für eure Übernachtung in der viertgrößten Stadt in Sachsen. Je nach Geschmack und Vorliebe habe ich dieses Mal gleich zwei richtig interessante Tipps für euch:
Fußläufig gut erreichbar von der Altstadt oder auch vom historischen Johannisbad ist das ACHAT Hotel in Zwickau. Gemütliche Zimmer, zentrale Lage, tolles Restaurant und kostenfreie Parkplätze sorgen für eine ideale Kombination für einen Städtetrip oder auch als Zwischenstation auf einem Roadtrip.
ACHAT Hotel Zwickau: Leipziger Straße 180, 08058 Zwickau – Tel. +49 (0) 375 872 0 – mehr Informationen HIER.
Wer lieber ausserhalb der Stadt wohnt, der sollte einen Blick auf das Schloss Schweinsburg werfen. Besonders beliebt ist diese Hotel auch als Location für Hochzeiten.
Schloss Schweinsburg: Hauptstraße 147-149, 08459 Neukirchen/Pleiße (bei Zwickau) – Tel. +49 (0) 37 62 – 94 80 – 0
Ein großer Dank gilt an dieser Stelle Mathias Merz von der Stadtverwaltung und Kulturamtsleiter Dr. Michael Löffler, für die Führung durch die Stadt und die vielen interessanten Informationen zu Zwickau. Sehr interessant war auch die Führung durch das Johannisbad mit Christoph Kraus und nicht zu vergessen – unser Besuch in der Ratsschulbibliothek mit Dr. Lutz Mahnke, dem Leiter der Ratsschulbibliothek.
*Gewohnt hab ich während meiner Zeit in Zwickau im Schlosshotel Schweinsburg (im Rahmen einer Kooperation und meiner Arbeit für max.PR) // Ich bedanke mich herzlich für die Einladung.
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Weitere Stationen unseres Familien-Roadtrips:
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Man kann so viele wunderschöne Geschichten über Regionen erzählen, so wie du es tust.
Einmal Trabi fahren wäre eine echt coole Idee.
Die Architektur im Johannisbad sieht super romantisch aus.
Viele Grüße, Katja
Liebe Tanja, die Tour mit dem Trabi finde ich großartig. So würde ich das wohl auch machen wollen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man dabei eine Entschleunigung erfährt. Auch das Johannisbad gefällt mir sehr. Ich mag diese verschnörkelte alte Architektur.
Viele Grüße
Sabine