Nightjet buchen: Entspannt mit der Bahn durch die Nacht!
Tanja Klindworth
Meine Fahrt mit dem Nighjet. Tipps und Infos zur Reise, Nightjet buchen, Frühstück, Erfahrungsbericht zur Übernachtung im rollenden Hotelzimmer u.v.m.
Meine Fahrt mit dem Nighjet. Tipps und Infos zur Reise, Nightjet buchen, Frühstück, Erfahrungsbericht zur Übernachtung im rollenden Hotelzimmer u.v.m.
Schon mal vom Nighjet gehört?
Mein neues “entspanntes” Slow Travel Abenteuer war eigentlich eher ein zufälliges Produkt und fing auch ehrlich gesagt überhaupt nicht entspannt an… und endete obendrauf noch mit einer fast dreistündigen Verspätung. Aber zurück auf Anfang.
Es begann damit, dass ich sehr überraschend eine Schulungsanfrage auf den Tisch bekommen habe – Montags kam die Anfrage, Dienstag fiel die Entscheidung und eine Woche später schon sollte die Schulung durchgeführt werden. Die Herausforderung: Die Social Media und Blogger-Schulung sollte nicht im heimischen Norddeutschland stattfinden, sondern Austragungsort war am anderen Ende Deutschlands – in einem kleinen Städtchen, kurz vor der Grenze zu Österreich. Jung und unbeschwert sagte ich also einfach mal zu und machte mich danach daran meine Reise zum Zielort zu planen. Das stellte sich allerdings als sportlich heraus.
Meine Idee, per Flieger in den Süden zu kommen erwies sich auch als nicht mehr buchbar. Weder hin- noch zurück ließ sich eine praktische oder auch zeitlich-passende Variante buchen. Somit beschloss ich also per Bahn zu reisen. Hin mit dem IC (mit ganz viel Glück und einem Telefonat mit dem DB Service-Team erwischte ich dann auch wirklich noch eine letzte Platzreservierung) eine lustig beschauliche Fahrt in der 1. Klasse, mit ein wenig Verspätung – aber doch noch alles machbar und im grünen Bereich.
Zurück sollte es dann per Nachtzug mit Schlafabteil wieder in den Norden gehen. Und genau davon möchte ich dir heute berichten. Denn so eine Nachtfahrt ist in der Tat eine echte Alternative zur Nutzung des Fliegers – und das gleich aus mehreren Gründen.
Ich gebe zu, einen Nightjet buchen ist etwas umständlich. In der Regel buche ich eigentlich alle meine Reisetickets online. Sei es nun die Bahnkarte oder auch das Flugticket, ein Leihwagen oder auch die Schiffsüberfahrt mit einer Fähre. Bei dem Versuch allerdings, einen Nightjet Liegewagen zu buchen, wurde unerwartet während der Onlinebuchung abgebrochen, mit dem Hinweis, ich sollte die Auskunft der Bahn anrufen.
O.K. gesagt getan. Ich wählte also die Nummer und hatte nach einer Weile einen Service-Mitarbeiter der Bahn am Ohr. Ich trug mein Anliegen vor und welchen Zug ich buchen wollte (mit Schlafabteil) und dann wurde ich in die Warteschleife gestellt. Die Mitarbeiterin teilte mir vorab noch mit, sie würde nun meinen Fahrpreis ermitteln.
Nach rund 7 Minuten Wartezeit war sie wieder am anderen Ende, um mir mitzuteilen, dass es leider für den gewünschten Zug nur noch Schlafwagen in 4er und 6er Kabinen/Abteilen geben würde. Das lehnte ich dankend ab (nach 8 Stunden Schulung hatte ich ehrlich gesagt keine große Lust, mir ein Schlafabteil mit drei bis fünf fremden Menschen zu teilen) und fragte, wie es denn mit dem Anschlusszug aussehen würde. Sie stellte mich erneut auf das “Abstellgleis” und ermittelte aufs Neue.
Nach noch einmal gut 5 Minuten war sie zurück und hatte tatsächlich noch einen freien Schlafplatz (ganz für mich allein) gefunden. Nach einem ersten innerlichen “Jubelschrei” fragte ich dann ganz vorsichtig, was so ein Schlafplatz im Zug (für mich allein) denn überhaupt kostet. Erstaunlicher Weise handelte es sich sogar noch um ein Sparticket (trotz der kurzfristigen Buchung) und so war ich mit 179 Euro für die komplette Fahrt dabei.
Der Preis war für mich durchaus akzeptabel und so bestätigte ich die Buchung. Meine Daten wurden aufgenommen: Name, Adresse, Telefon, Kreditkarten-Nummer(n) und zu guter Letzt noch die Mailadresse, um mir die Bestätigung zu übersenden.
Achtung: Die Bestätigung gilt nicht als Fahrkarte. Die Fahrkarten musst du noch „persönlich“ abholen! Bzw. wenn du mit genug Vorlauf buchst, werden die Tickets wohl zugeschickt.
Insgesamt musst du für die Buchung etwas Zeit einplanen. Ich hing ca. eine halbe Stunde dafür in der DB-Service-Leitung.
Leider konnte nach der Buchung nur eine Bestätigung übersendet werden, die allerdings nicht als Fahrkarte gilt. Die gültige Fahrkarte musst du vorher abholen. Das ist ein tückisches Unterfangen.
Ich sollte meine Karten an einem Automaten auf einem Bahnhof abholen. Ich hab vorsichtshalber bei der Buchung gefragt, ob das denn auf allen Bahnhöfen geht und an allen Automaten, denn in meinem digitalen Leichtsinn, war ich der Meinung, dass wird sicherlich ganz einfach sein.
Es stellte sich aber heraus, dass das leider nicht an “kleinen” Bahnhöfen möglich ist, wie z. B. der Bahnhof, an dem ich meine Reise starte. Somit hieß es also nach der Buchung noch einmal einen Bahnhof ansteuern, der eine Abholung ermöglicht.
Die Abholung sollte mit der Kreditkarte möglich sein, da ich weder eine Bahnkarte habe noch für die Buchung eine Nummer bekommen habe. Am Automaten angekommen, folgte ich den Anweisungen zur Kartenabholung auf dem Display, führte die Kreditkarte an – und tatata… es geschah nichts. Es konnte keine Buchung identifiziert werden.
Also machte ich mich auf zum Service Center der Bahn – glücklicherweise gab es so etwas an diesem Bahnhof noch. Doch die freundliche Mitarbeiterin teilte mir mit, sie könne leider kein Ticket für mich ausdrucken. ABER… sie wählte die DB-Service-Telefonnummer der Kollegen und reichte mir den Hörer. Meine Buchung wurde identifiziert und dann bekam ich eine Auftrags-Nummer, um mein Ticket am Automaten abzuholen. Also trat ich erneut den Weg zum Automaten an und dieses Mal klappte auch alles. Trotzdem hatte mich diese Aktion etwas Adrenalin, Zeit und auch ein klein wenig Nerven gekostet.
Liebe DB, so etwas muss doch irgendwie anderes zu regeln sein? Wieso kann man den Fahrgästen denn die Tickets nicht per Mail übersenden?
Ich gebe zu, als ich endlich um 23:35 Uhr in Augsburg den Nightjet Liegewagen besteigen durfte, war ich wirklich erledigt. Ein sehr anstrengender Tag lag hinter mir. Ich fand mein Abteil sehr schnell und füllte bei meinem Nightjet Steward (yes! man hat hier einen Steward) nur schnell meine Frühstückskarte aus. Danach machte ich mich startklar für eine Mütze Schlaf. Im Abteil war eine kleine Waschecke vorhanden. Ich konnte mir also fix die Zähne putzen mich waschen, in den Schlafanzug schlüpfen und dann ins Bett hüpfen.
Frühstück im Nightjet: In der Einzelkabine kannst du dir sechs Zutaten für dein Frühstück auswählen. Das Frühstück ist im Ticketpreis enthalten und wird dir dann quasi direkt ans Bett gebracht.
Als ich mich in mein Bett kuschelte ratterte der Zug schon wieder über die Schienen in Richtung Norddeutschland. Das kontinuierliche „Geknatter“ der Räder auf den Schienen ließ mich schnell einschlafen.
Direkt an deinem Bett hast du einen Lichtschalter für den Fall, du wirst nachts in der Dunkelheit wach. Ansonsten ist das Abteil sehr praktisch eingerichtet mit Netzen, ausklappbaren Regalböden, einem Waschtisch zum ein- und ausklappen und auch eine Tischplatte ist umklappbar.
Ab und zu wachte ich kurz auf, ist es doch ein ungewohnter Schlaf im Zug. Doch ich schlief jedes Mal auch schnell wieder ein. Ich hatte mir den Wecker auf 7 Uhr gestellt, denn ich sollte gegen 8.30 Uhr in Hamburg am Bahnhof ankommen. Ich wachte kurz vor dem Wecker auf, was bei mir aber wirklich normal ist. Der Wecker ist nur das BackUp, man weiß ja nie.
Toilette im Nightjet: Die Toilette im Nightjet ist nicht in deinem Abteil, dafür muss du wirklich noch auf den Gang. Damit dein Abteil in der Zeit nicht unbewacht ist, findest du in der Tür deiner Kabine eine Schlüsselkarte. Die unbedingt mitnehmen. Tür hinter dir zuziehen und bei Rückkehr kannst du die Tür mit der Schlüsselkarte wieder öffnen.
Gegen 7.30 Uhr kam dann die Durchsage, dass wir in der Nacht Schwierigkeiten mit Gleisumstellungen hatten bzw. es gab wohl eine Gleisumleitung und/oder Gleisarbeiten (ich weiß es nicht mehr genau… oder hab auch vielleicht nicht zugehört). Auf jeden Fall sorgte das dafür, dass wir wohl mit knapp drei Stunden Verspätung in Hamburg ankommen würden. Da ich jetzt keine direkten Termine an diesem Tag hatte, war ich relativ entspannt.
Ich schnappte mir mein Laptop und fing an (im Bett!) eine Runde zu arbeiten. Was sich als recht gemütlich erwies. Zwischendurch ließ ich mich von der „vorbeirauschenden“ Landschaft ablenken.
Gegen 9 Uhr wurde dann mein Frühstück vom Steward gebracht. Ich machte es mir mit Brot, Käse, Marmelade, Kaffee, Müsli und Saft im Bett gemütlich und genoss mein „Frühstück mit Aussicht“. Danach hieß es noch eine Runde arbeiten, leider ohne Internet, da es auf der Strecke eher spärlich gesät war. Da ich aber noch genug Texte hatte die überarbeitet werden wollten und einige Bilder die von der Kamerea hintergeladen werden mussten, htte ich genug zu tun.
Gegen 11 Uhr kam ich dann in Hamburg an. Vor der Weiterfahrt bog ich noch schnell zum Service Center ab, um mir schnell ein Verspätungs-Formular zu besorgen (ab zwei Stunden Verspätung gibt es ca. 50 Prozent Rückerstattung der Reisekosten) und dann ging es in die Regionalbahn ab zum heimischen Bahnhof. Gegen Mittag war meine entspannte Reise zu Ende und ich saß gut ausgeruht im Homeoffice am Schreibtisch.
Ganz ehrlich, ich bin sehr begeistert von meiner Fahrt im Nightjet Liegewagen. Ich habe Platz und meine Ruhe in meinem privaten Abteil. Morgens aufwachen und (fast) am Ziel sein. Die Schaukel-Fahrt hatte was von einer Schiffsreise mit leichtem Wellengang. Und der Preis von 179 Euro, für ein “fahrendes Hotelzimmer” inklusive Frühstück finde ich auch durchaus in Ordnung.
Für mich ist der Nachtzug ab jetzt wirklich eine Alternative zur Anreise -> normal tagsüber mit dem Zug oder gar mit dem Flieger.
Zur Verspätung: Ich gehe davon aus, dass die Verspätung nicht an der Tagesordnung ist. Und mal ehrlich, wenn ich in letzter Zeit fliege, hat mein Flieger auch meistens Verspätung und mit dem Auto komme ich in den meisten Fällen auch schon lange nicht mehr pünktlich an.
Eine kleine Anregung hätte ich aber tatsächlich noch an dieser Stelle. WLAN in allen Zügen der Bahn. Dann ist auch so eine Verspätung gleich halb so schlimm, da ich die Möglichkeit habe, im Zug vernünftig zu arbeiten.
Liebe DB ich finde, so eine Zugfahrt könnte doch noch entspannter werden. Zugegeben ein Schwimmbecken wäre jetzt vielleicht eine zu abgefahrene Idee, doch was haltet ihr denn von einer Sauna im Zug (mit Ausblick während der Fahrt sicherlich ein sehr cooles Erlebnis)?
Ich persönlich könnte mir auch Massagen im Zug gut vorstellen, ähnlich wie solche, die auch schon auf verschiedenen Flughäfen zu finden sind.
*Offenlegung: Ich wurde für diesen Bericht nicht beauftragt. Mein Erfahrungs- und Erlebnisbericht ist aus freien Stücken entstanden, da ich vergeblich versucht habe im Netz einen Reise-Bericht zu einer „Fahrt im Nightjet“ zu finden.
Nachtrag Dezember 2018: Ich hab tatsächlich für die Verspätung eine Beschwerde, in Form eines Formulars, bei der Bahn eingereicht. Diese Formulare erhälst du am Service-Schalter der Bahn oder du kannst es auch Online ausfüllen und abschicken. Ich hab es ausgefüllt – hat ca. 5 Minuten gedauert – per Post verschickt… und hatte innerhalb von knapp 2 Wochen 50 Prozent des gezahlten Ticketpreises zurück.
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Begleitet mich auf meinen Reisen:
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Das macht Lust es mal auszuprobieren, auf diese Weise unterwegs zu sein.
Das mit dem WLAN: Da musst Du dich bei den Österreichern beschweren 😉
Irgendwo hab ich auch was dazu geschrieben, muss bei Gelegenheit mal schauen. Denn ich bin ja auch mit dem Nightjet mit Janett und Romy zum Reisesalon vor ein paar Jahren gefahren…