Attraktiver Tourismus als Basis für Geschäftsmodelle: Was steckt dahinter?
Tanja Klindworth
Attraktiver Tourismus: Was steckt dahinter? Welchen Einfluss hat Corona auf Reisetrends? Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Reisetrends wirklich?
Attraktiver Tourismus: Was steckt dahinter? Welchen Einfluss hat Corona auf Reisetrends? Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für Reisetrends wirklich?
Im Rahmen des vom Interreg-Projekt veranstalteten Online Kongress „attraktiver Tourismus“ am 04.03.2021 standen interessante Themen im Vordergrund: Von neuen Urlaubformen, bis hin zu Nachhaltigkeit.
Verschiedene Speaker und Projektpartner haben Einblicke zu aktuellen Maßnahmen, Forschungen und Zukunftsplänen gegeben.
Dieser Artikel richtet sich an Gäste und auch an Gastgeber. Wagen wir gemeinsam einen Blick in die nahe Zukunft und stellen wir folgende Fragen:
Der renommierte Zukunftsforscher Matthias Horx gab einen Überblick über Erwartungen und Chancen für die nahe Zukunft: Eine Zukunft, in der Reisen wieder möglich sind.
Bei seiner Betrachtung hat er einen tieferen Blick auf den Stellenwert von Corona gelegt und damit zu einer anderen Denkform angeregt:
Durch die Rahmenbedingungen der Pandemie sind neue Verhaltensweisen in Fleisch und Blut übergegangen. Diese Verhaltensweisen werden auch für die nächsten Jahre erhalten bleiben.
Erlebniserwartungen an den Tourismus werden weiter Bestand haben und auch der spaßorientierte Tourismus wird weithin existieren. Jedoch werden sich Gewichtung und Schwerpunkte zukünftig wohl auch neu verteilen.
Der Anteil der Menschen die umweltbewusst leben möchten hat sich im Rahmen der Pandemie von ca. 30-40 Prozent auf heute 50-70 Prozent rasant erhöht.
Dies alles bietet Raum für neue Urlaubsformen. Standen vor der Pandemie Erlebnistourismus und Hedonismus im Fokus so werden diese zunehmen von Sinn fördernden Erwartungen verdrängt. Hin zu mehr Selbstfindung, Gesundheit und Naturerfahrungen.
Das Angebot im Rahmen von Workation ist zugegeben nicht mehr ganz neu.
Durch die steigende Akzeptanz des Arbeitens, außerhalb der unternehmenseigenen Büros, hat sich das Potential in den letzten Monaten zusätzlich stärker erhöht und erweitert.
Natürlich auch getrieben durch den Leidensdruck in der Hotellerie neue Angebote zu kreieren.
Die Hotellerie hat in den letzten Jahren immer mehr mit dem Trend zu kürzeren Aufenthalten zu tun gehabt. Das Motto lautete „ein oder zwei Nächte; kurz mal raus“.
Nun lässt sich allerdings ein neuer Gegentrend erkennen -> Staycation
Dieser Trend gilt aktuell (noch) verstärkt für sehr individuelle und attraktive Hotels.
Längere Aufenthalte bieten die Möglichkeiten gemeinsam mit den Gastgebern zu „leben“ anstelle im Rahmen kurzer Aufenthalte nur kurz zu „verweilen“.
Zudem lässt sich ein Trend erkennen, dass immer mehr Menschen eine Vorliebe entwickeln, ihren Urlaub im eigenen Haus zu verbringen. Alternativ kann hier natürlich auch der Garten, die eigene Wohnung oder auch die Terrasse genannt werden. Das Ergebnis ist schlussendlich identisch.
Zu diesem Trend waren sie natürlich auch unter Corona-Rahmenbedingungen gezwungen.
Die Folge: Es wird fleissig in die Ausstattung des eigenen Heimes investiert, damit es so gemütlich wie möglich wird.
Dieser Trend – auch Homecation genannt – beschreibt den Urlaub und die Freizeit im eigenen Heim.
Auch für Destinationen und Gastgeber lassen sich daraus ebenfalls neue Konzepte ableiten.
Diese neuen Konzepte und Ideen spiegeln sich in längeren Aufenthalten in der eigenen Heimat wider, zum Teil auch in besonderen Hotels oder Regionen.
Bedient wird auf diese Art und Weise auch das Bedürfnis der Gäste nach Sicherheit und Geborgenheit sowie der Gedanke nach Ruhe; abseits der Massen.
Daraus folgt: Ein „Zuhause auf Zeit“ liegt absolut im Trend!
Beispiel Stay Kooook: Vom klassischen Hotel abweichend, wird bei Stay Kooook beispielsweise ein Wohnzimmer statt Lobby geboten. Das Wohnzimmer dient als Raum für Begegnungen und spontane Meetings.
Im Rahmen von Homecation werden kleine Formate wie Guesthouses mit wenigen Zimmern wieder stärker in den Fokus gerückt.
Wir erleben eine Rückkehr zum eigentlichen Sinn des Wortes „Hospitality“ als tiefe Gastfreundschaft.
Es geht zukünftig eher darum mit dem Gast eine Beziehung zu gestalten – weg vom Denken in Produkten, Angeboten und Verkäufen.
Wertvolle Impulse gab es auch von Nachhaltigkeitspionier und -visionär Andreas Koch (Geschäftsführer blue Contec GmbH) im Rahmen des Online Kongress „Attraktiver Tourismus“.
Weg von der Pflicht auf der Welle „Nachhaltigkeit“ mitreiten zu müssen, hin zu einem neuen Grundverständnis und entdecken der Nachhaltigkeit als Chance, diese ganzheitlich im Betrieb umzusetzen. Dies beinhaltet auch die Einbeziehung der Region in die nachhaltigen Konzepte der Gastgeber.
Stellt sich also grundsätzlich die ganzheitliche Frage: Welches Tourismus-Modell führt uns in eine erfolgreiche, gesündere und nachhaltigere Zukunft?
Gerade jetzt in der Krise hat das Thema Kosteneffizienz noch an Stellenwert zugenommen. Aus eigenen Beratungserfahrungen von Andreas Koch bestehen Potentiale durchschnittlicher Einsparungen – ohne Verminderung der Qualität – von 30 Prozent der Energiekosten, 15 Prozent davon bereits im ersten Jahr.
Energieeffizienz ist damit ein großer Hebel für die Fixkostenreduzierung.
Die Reise wird weiter zu energieautarken Hotels führen, wie z.B. das Hotel Haffhus bereits vorlebt.
Zukünftig werden Gebäude dann sogar mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen.
Nachhaltige Projekte bieten Gastgebern, gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, die Möglichkeit einen besonderen Spirit für die Mitarbeiter zu kreieren und damit auch als Instrument des Employer Branding zu wirken.
Eine Möglichkeit bieten z.B. Mitarbeitertrainings in den nachhaltigen Zulieferbetrieben:
Dies birgt Chancen die Zufriedenheit der Mitarbeiter und Gäste zu erhöhen.
Das Einbeziehen nachhaltiger Lieferanten aus der Region kann als Chance wahrgenommen werden, die Authentizität der Gastgeber Angebote zu erhöhen.
Ein schönes Beispiel für Regionen ist das Naturgenußfestival Schleswig-Holstein, welches über 3 Monate 100 Events mit lokalen Erzeugern bietet.
Durch authentische Erlebnisse entstehen Möglichkeiten den Sinn der eigenen Arbeit für Mitarbeiter zu erhöhen und ergänzend auch einen Beitrag für die Wertschätzung der Region zu leisten.
Eine wertschätzende Zusammenarbeit ist grundlegend für eine erfolgreiche Umsetzung. Gemeinsame Trainings mit den F&B Mitarbeitern von Hotels beim Lieferanten wie im Best Practice Beispiel „Kreta als Vorbildregion“.
Erweitert wird das Angebot durch Trainings mit den Produzenten innerhalb der Hotels. Um z.B. einen Einblick in das Thema Vermarktung des Betriebes zu geben.
Solche Kooperationen, Angebote und Zusammentreffen können erfolgreiche Bausteine in einer ganzheitlichen Strategie sein.
Ein gutes Beispiel wie kostenfreies Marketing funktioniert ist das nachwachsende Hotelzimmer vom Creativhotel Luise. Ausgestattet wurde das Hotelzimmer nach dem Cradle-to-Cradle©-Prinzip. Z.B. wurden an den Hotelzimmer-Wänden Heuplatten verbaut, für gesundes Raumklima.
Die Wertstoffe im Creativhotel Luise sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar oder 100 Prozent recycelbar.
Auch bedeutet ein nachhaltiges Zimmer nicht weniger Gästekomfort. Die extreme Relevanz innovativer nachhaltiger Themen in der Außenwirkung und die damit verbundene Aufmerksamkeit kann kostenfreies Marketing für den Gastgeber bedeuten und damit die Budgets schonen.
Die genannten Impulse zeigen, wie sich durch eine übergreifend nachhaltige Strategie, die Zukunftsfähigkeit von Hotels, aber auch einhergehend von den Regionen stärken lässt. Daraus kann ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt werden.
Dies ist nur ein Ausschnitt der Themen, welche im Rahmen des Online Kongress „Attraktiver Tourismus“ diskutiert wurden. Tieferes Interesse? Das Video aller Beiträge vom Online-Kongress „Attraktiver Tourismus“, gibt es HIER zum Nachschauen.
Zur Autorin: Catrin Stoppa ist mit Stoppa Touristik Consulting Beraterin für professionelles On- und Offline-Marketing & Wellness in der Touristik. Wir bedanken uns für Ihren Experten-Blick auf diese interessante Veranstaltung.
Derzeit verändert sich der Tourismusmarkt so schnell wie nie zuvor. Das hat auch Einfluss auf viele Veränderungen touristischer Angebote.
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