Habt ihr schon einmal in einem Kloster übernachtet? Auf meiner Pilgertour auf dem Via Sacra in Österreich habe ich eine Nacht im Kloster verbracht. Neugierig wie es mir gefallen hat und was so eine Nacht im Kloster kostet?
Habt ihr schon einmal eine Nacht im Kloster geschlafen?
Unsere Pilgertour durch Österreich verschlug uns an Tag zwei nach Lilienfeld. Unser Ziel ein Kloster-Stift. Ich gebe zu, ich hatte vorher in unserem Tour-Plan davon gelesen, dass wir dort vor Ort übernachten sollten. Doch war mir bis zu unserer Ankunft nicht wirklich klar, dass unsere Zimmer tatsächlich hinter den Mauern eines Klosters liegen.
Pilgern auf der Via Sacra: Unser Einzug in das Kloster in Österreich
Schon aus der Ferne konnten wir das imposante Gebäude sehen und ich muß gestehen meine Neugierde war geweckt. Denn eigentlich wollte ich schon länger mal hinter dicken Klostermauern übernachten.
Erbaut wurde das Zisterzienserstift Lilienfeld von Herzog Leopold VI bereits 1202. Im Stift gibt es einen Gästetrakt, hier werden die Übernachtungsgäste untergebracht. Diese Gäste haben aber auch jederzeit Zutritt zum mittelalterlichen Trakt des Klosters. Es ist möglich, im Stift / Kloster Urlaub zu machen oder auch nur ein Zimmer auf der Pilgers- oder Wanderschaft für eine Nacht im Kloster zu belegen. Doch auch „Kloster auf Zeit“ ist möglich, um der Seele etwas Ruhe zu gönnen und sich mit anderen Fragen des Lebens zu beschäftigen.
Übernachten im Kloster in Österreich
Unsere Nacht im Kloster begann mit dem Eintreten durch den hohen Torbogen in den öffentlichen Innenhof des Stifts. Hier wurden wir schon erwartet, um auf unsere Zimmer gebracht zu werden. Es war noch früh am Abend an diesem lauen Sommertag Ende Juni. Doch aufgrund der zurückgelegten Kilometer an diesem Tag fühlten sich die Beine doch schon etwas schwer an. Wir freuten uns also sehr darauf, auf unser Zimmer zu kommen.
Das Stift Lilienfeld ist eine Zisterzienser-Abtei in Niederösterreich.
Vom Innenhof durch den Kreuzgang des Klosters
Der Weg führte uns durch den Kreuzgang, danach durch hallenähnliche lange Gänge, vorbei an Jesus- und Heiligenbildern in den nächsten Gang, durch die nächste Tür, über kühle Steinfliesen (die für unsere geschundenen Füße wirklich sehr verführerisch wirkten – am liebsten hätten wir uns gleich die Wanderschuhe ausgezogen und wären barfüßig weitergelaufen) bis wir plötzlich in einem Gang im Herzen der Anlage standen. An dieser Stelle wurde uns unser Zimmerschlüssel überreicht.
Im Kloster schlafen: Helle, einfache und saubere Zimmer
Unsere Gästezimmer im Kloster sind groß und hell mit hohen Decken und einer wirklich altertümlichen Einrichtung, dafür aber mit einem modernen Fernsehgerät und nachträglich eingerichteten Bädern ausgestattet.
Im Stift Lilienfeld kann jeder der möchte eine Nacht im Kloster oder auch eine längere Zeit verbringen. Tatsächlich kommen Gäste ins Kloster, die wie wir auf einer Pilgertour auf dem Via Sacra wandern aber auch Menschen, die auf der Suche nach Ruhe sind.
Warum gehen Menschen für eine Zeit ins Kloster?
In das Kloster in Lilienfeld kommen Menschen aus ganz unterschiedlichen Beweggründen. Wie bereits erwähnt übernachten beispielsweise Pilger auf dem Via Sacra im Stift aber auch andere Gäste finden den Weg ins Kloster – sei es für eine Nacht oder auch für einen längeren Aufenthalt!
Viele suchen einfach Ruhe, Abstand vom Alltag oder möchten sich eine Weile mit anderen Fragen und nicht mit dem Alltagsstreß beschäftigen.
Dafür können die Gäste an vielen verschiedenen Aktivitäten im Kloster teilnehmen. Sei es beispielsweise an der Heiligen Messe, die täglich um 6.40 Uhr vollzogen wird oder auch beim Gebet des Rosenkranzes täglich um 20 Uhr.
Außerdem gibt es auch eine Gäste-Bibliothek und eine Kaffeeküche, die von den Klostergästen genutzt werden dürfen. Der weitläufige Park des Stifts lädt zu langen entspannten und besinnlichen Spaziergängen ein.
Pilgern in Österreich: Kloster auf Zeit
Wir durften nun für eine kurze Zeit in das klösterliche Leben eintauchen. Mitgenommen haben wir eine neugierige Momentaufnahme. Wir streiften durch die Gänge, nahmen sogar an einem Gebet teil und neugierig wie Reiseblogger nun einmal sind, wurde auch jede Ecke (die scheinbar begehbar war) inspiziert.
Für mich war die Übernachtung in den hohen, altertümlich eingerichteten Gästezimmern schon etwas komisch. Nach dem Ausschalten des Lichts war es einfach nur noch ganz ruhig im ganzen Gebäude; kein Geräusch war zu vernehmen und auch das Schweifen am späten Abend durch die Gänge des Stifts war schon ein wenig unheimlich. Eine notdürftige Beleuchtung spielte stille Schatten auf die Wände und die langen Gänge schienen von der Dunkelheit einfach verschluckt zu werden.
Für Menschen, die wie wir ständig in einer Geräuschkulisse leben kann so viel Ruhe befremdlich wirken und sogar ein Unwohlgefühl auslösen.
(M)eine Nacht im Kloster: Nicht immer ein Ort der Stille
Das Kloster kann auch ein Ort der Kontraste sein. Denn tatsächlich war Stift Lilienfeld auch einer der lautesten Orte auf unserer Pilgertour durch Österreich!
Warum?
Als ich die Tür öffnete um zum Frühstück zu gehen, kamen mir schon laute Stimmen entgegen, die auch immer lauter wurden, je näher ich an den Frühstückssaal kam. Ein Blick hinein zeigte mir, dass dort rund 30 Personen saßen, lachten, frühstückten und sich lautstark unterhielten.
Nach der nächtlichen Stille war es mir persönlich nun viel zu laut, wo doch auch überall die Schilder im Stift auf „Bitte um Stille“ hinwiesen und unerwartet (wie war das mit den Überraschungen?), daher die Flucht zurück ins Zimmer, um später noch einmal zurück in den Frühstückssaal zu kommen.
Später war es dann übrigens immer noch nicht viel leiser, so dass auch wir lauter sprechen mußten, um uns in der Pilgergruppe überhaupt am Frühstückstisch zu verständigen.
Was kostet eine Nacht im Kloster?
Eine Nacht im Kloster ist tatsächlich relativ günstig! Die Kosten für eine Übernachtung inklusive Frühstück starten ab 21 Euro pro Person. Jugendliche Gäste und auch Pilger zahlen oft noch weniger.
Das Frühstück und auch der Frühstücksraum sind einfach gehalten. Doch es gibt eine ausgewogene, gängige und gesunde Auswahl und man wird definitiv satt.
Das Kloster ist ein Ort der Besinnung und vor allen Dingen auch ein Ort des Gebetes. Daher freuen sich die Klosterbewohner, wenn an den Gebeten teilgenommen wird.
Pilgern Via Sacra Österreich: Unser Pilgersegen
Zum Abschluß unserer Nacht im Kloster und kurz vor dem nächsten Etappenstart haben wir dann noch einen echten Pilgersegen erhalten.
Die Zeremonie wurde mitten auf dem Kreuzgang vollzogen, an einem kleinen Kreuz, mit einem Priester, der ein paar nette, aufmunternde und segensreiche Worte gesprochen hat.
Zur Verabschiedung hat er uns dann noch eine gute Weiterreise gewünscht und uns mit diesen Worten dann auch aus dem Kloster entlassen.
Da standen wir nun… hochmotiviert mit (zum Teil) schmerzenden Füßen und Gliedern. Wie würde es uns wohl auf der nächsten Etappe ergehen? Vor uns lagen weitere (nur) 20 Kilometer.
„Die Treue zu sich selbst ist der Anfang der Liebe. Wer bei sich angekommen ist, kann zum Du aufbrechen.“
Pilgern in Österreich:
Ihr möchtet noch mehr über unsere Pilgertour auf der Via Sacra in Österreich erfahren? Dann werft doch einen Blick auf folgende Artikel und lasst euch inspirieren:
*Dieser Artikel ist 2015 erstmalig erschienen. Entstanden ist er im Rahmen einer geladenen Pressereise. Ende 2021 habe ich den Artikel umfangreich überarbeitet und aktualisiert. Vielleicht ist eine Pilgertour und eine Nacht im Kloster genau das, was wir in diesen Zeiten dringend brauchen.
Tanja Klindworth ist nicht nur das Herz der SPANESS-Redaktion. Sie schreibt darüber hinaus auch für andere Blogs, Webseiten, Reise- und Fachmagazine. Ob online oder als Print-Variante. Ihre Fachbereiche sind: Wellnesstrends, Gesundheit, Urlaub und Reise. Zusätzlich ist sie auch als Reisebloggerin tätig.
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