Familie wir fahren nach Lodz – 24 genussvoll-bunte Stunden
1974 besang Vicki Leandros die Stadt Lodz – gemeinsam mit einem gewissen Theo – wollte sie zurück nach Lodz. Ich kann mich gut daran erinnern, wie meine Mutter nie müde wurde, durch meine ganze Kindheit zu singen… und auch der besagte Song von Vicki Leandros kam immer wieder im Repertoire meiner sangesbegeisterten Mama vor… so fragte ich mich schon ganz früh, wo denn nun dieses Lodz sei? Denn da mußte ja mächtig was los sein. Da wollte ich hin!
Reise nach Lodz oder wie werde ich nur diesen Ohrwurm los?
Nun fast 40 Jahre später hab ich es geschafft. Ihr werdet es kaum glauben, ich war in Lodz. Mutti, ich danke dir für diesen dauerhaften Ohrwurm, der dafür sorgt, dass ich das Lied auch heute noch fast eins zu eins mitträllern kann. Er summte in meinem Ohr, bis ich in die Stadt einfuhr, es begleitete mich im Kopf bei meinem ganzen Weg durch das kunterbunt-quirlige Lodz und ich befürchte fast, ich werde es nun nach meinem 24-Stunden-Besuch in der drittgrößten Stadt in Polen (über 750.000 Einwohnern) auch nicht los… selbst während ich diesen Lodz Reisebericht schreibe klimpert der Ohrwurm „Theo wir fahren nach Lodz“ durch meine Gehirnwindungen.
Und während ich mich noch frage, warum eine Griechin über Lodz gesungen hat, merkt ihr schon „Lodz“ will raus aus dem Kopf, „Lodz“ will zu euch… „Lodz“ will, dass ich euch mehr über diese polnische Metropole erzähle. O.K. wenn Lodz es so will, dann werde ich es tun… bevor Vicki Leandros noch zu Höchstleistungen aufdreht und mich auch durch meine Träume begleitet.
Denkmal für die drei bekanntesten Industriellen in Lodz – Grohman, Scheibler, Poznanski
Wissenswertes aus dem Lodz Reiseführer
Lodz ist eine noch sehr junge Stadt – noch bis zum 19. Jahrhundert lebten hier nur rund 500 Menschen – bis dahin war es also nur ein Dorf. Um 1823 siedelten deutsche Tuchmacher in Lodz an, die schon bald den Großteil der Bevölkerung ausmachten. Mit der Industrialisierung wurde Lodz dann ein wichtiger Industriestandort. Zu dieser Zeit erhielt Lodz auch den Beinamen „Manchester Polens“. Um 1840 zählte die Stadt dann schon über 20.000 Bewohner, 1897 leben schon über 300.000 Menschen in Lodz. Heute sind es wohl rund 750.000 Menschen (unterschiedliche Quellen sprechen von 700.000 bis 770.000 Einwohnern) – das nenne ich mal rasante Zuwanderung und Wachstum.
Das Bild der Stadt ist vom Jugendstil geprägt; die Stadt gliedert sich in fünf Stadtteile. Aktuell gibt es auch noch viele Gebäude, die leer stehen und somit eine Sanierung und Renovierung gut vertragen könnten. Teilweise werden die wunderschönen alten Bauten heute komplett anders genutzt: viele Bars und hippe Läden bestimmen das Stadtbild.
Lodz heißt übersetzt übrigens Boot – trotzdem sucht man in Lodz ein größeres Gewässer oder gar einen größeren Fluß vergebens. 1940 wurde die Umbennung der Stadt, im Rahmen des zweiten Weltkriegs, zu Litzmannstadt beschlossen. Mit der sowjetischen Besatzung 1945 wurde dann auch der Name wieder zu Lodz geändert.
Hättet ihr es gewußt: Deutsche Partnerstädte von Lodz sind Stuttgart und Chemnitz.
Bekannte Größen der Stadt sind beispielsweise Jan Moll, der in Lodz die erste Herztransplantation weltweit durchführte und Roman Polanski (er ging in Lodz zur Filmhochschule). Tatsächlich werden in Lodz die meisten Filme für den polnischen Markt produziert. Diese Tatsache sorgt für den Beinamen HollyLodz. Schon mal gehört?
Willkommen in HollyLodz
Lodz Reiseguide – Einblicke Piotrkowska
Lodz Reisetipps – Lodz ist vielleicht die genussvollste Stadt Europas
Ich bin ganz offen, Lodz hat mich nicht gleich im ersten Moment begeistert, es hat tatsächlich einen zweiten Blick gebraucht. Und ehrlich… Ich weiß grad gar nicht wo ich anfangen soll oder womit ich diesen Beitrag über einen Städtetrip nach Lodz beende… also fange ich einfach mal an.
Ich hab lange überlegt, wie man Lodz mit wenigen Worten beschreiben kann – zwei Wörter, die die Stadt wohl am ehesten treffen ist bunt und genussvoll. Liebe Genussreisenden, liebe Schlemmerfreunde und vor allen Dingen liebe Foodblogger schaut euch Lodz an!
In Lodz werdet ihr ein kulinarisches Eldorado vorfinden!
Schlemmt euch von einem Laden zum anderen, futtert euch durch die kleinen Läden in den Hinterhöfen, entdeckt Leckereien die ihr vielleicht vorher noch gar nicht kanntet und genießt einfach die lockere Atmosphäre der Stadt.
Ich glaube, ich war noch in keiner Stadt, in der Essen so viel Spaß gemacht hat und in der es eine solche Vielfalt gab und vor allen Dingen in der auch wirklich viele Plätze in den Restaurants, Bistros und Bars besetzt sind. Egal wo ich gegessen habe, es war ausnahmslos lecker.
Wenn ich auf Reisen bin, versuche ich immer einheimisch zu essen!
Lodz hat so viele wunderschöne alte Bauwerke. Doch in den altehrwürdigen Gebäuden sind coole Läden, entspannte Bars und kreative Shops untergebracht. Auf einem alten Fabrikgelände aus rotem Backstein findet man von der Bar (besser gesagt unzähligen Bars, Restaurants und Cafes), über den 50er Jahre Klamotten-Laden bis hin zum Männerfriseur, alles.
Über die Stadt verteilt findet ihr aber auch Statuen, Figuren, Denkmäler, Grafitis, Museen, Kirchen, Jugendstilbauten, Parks und Gärten u.v.m. Viele der Sehenswürdigkeiten gehen links und rechts von der Piotrkowska (einer Einkaufsstraße) ab. Die Piotrkowska gilt als eine der längsten Einkaufsboulevards Europas. Angeblich gibt es in dieser Straße auch die höchste Dichte an Bars und Klubs in ganz Europa. Besonders charmant dabei ist, dass sich viele der Bars wirklich auf versteckten Hinterhöfen befinden. Auch wir haben uns auf die Suche nach diesen kleinen Stadtinseln gemacht.
Auch sehr charmant finde ich den polnischen Walk of Fame in Lodz. Hier findet ihr verschiedene Sterne, die den Filmschulabsolventen der Stadt gewidmet sind.
Reisebericht Lodz – Rundgang Lodz
Lodz Reisebericht – viele alte Gebäude in Lodz
Mein Lodz Reisebericht – bunt, bunter, Lodz
Gleich nach dem wir unser Zimmer im Aparthotel 55 Lodz (direkt in der Piotrkowska Straße -> dazu später noch ein wenig mehr Infos) bezogen haben, gehts los mit dem Geschlemme. Immerhin liegt das Frühstück auch schon wieder gut 4 Stunden zurück. Ein paar Schritte vom Hotel lacht uns eine Konditorei an. Hier probieren wir eine große schokoladenüberzogene Kuchenkugel – beim Anbiss stellen wir fest, sie ist mit einer Masse aus Kuchenteig und verschiedenen Gemüsesorten gefüllt, dazu gibt es Kaffee und später noch eine Praline und Kekse mit Schokoklecks in der Mitte. Fragt mich nur nicht, wie das alles heißt… das weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Nach der Hälfte der Schokokugel lag ich schon im Suppenkoma. Es wurde also Zeit, noch ein paar Schritte zu laufen, um den Stein im Magen wieder loszuwerden.
Von der Konditorei „Cukiernia R. Dybalski“ zogen wir erst einmal weiter – immer der Piotrkowska folgend (die übrigens insgesamt vier Kilometer lang ist und die wir am Ende des Tages, in beide Richtungen, abgelaufen sind). Wir schauten in verschiedene Läden, gönnten uns unterwegs ein Eis (ich glaub in der Piotrokowska gibt es mindestens 20-30 Läden die Eis verkaufen), zogen über ein altes Fabrikgelände, welches mittlerweile als eine Art „eigenes“ Vergnügungsviertel dient (hier gibts auch leckeres Bier u.v.m.) bestaunten die riesengroßen Grafitis an den Hauswänden und den kuriosen Bahnhof, für die Straßenbahn, an einem Ende der Piotrkowska. Am anderen Ende des Boulevards (Freiheitsplatz), an einer Art Kreisverkehr, machten wir Pause, als gerade der Nieselregen, einsetzte. Wir schauten einfach zu, wie eine Straßenbahn nach der anderen um den Kreisverkehr düste, um dabei zu überlegen, welches Ziel wir nun als nächstes ansteuern sollten. Da der Regen aber immer stärker wurde, beschlossen wir dann doch, einmal in das Hotel zurückzukehren, immerhin rückten die Zeiger der Uhr schon auf sieben Uhr abends zu.
Von dort ging es dann in eine der Seitengassen in ein Russisch-Polnisches Restaurant „Servantka“. Hier ging die Schlemmerei weiter; Kohlsuppe, verschiedene Hauptspeisen (z.B. Wild in Teigtaschen, die ein wenig an Maultaschen erinnern oder eine Art panierter Hackbraten mit krokettenähnlichen Kartoffelklössen), dazu russiches Bier, Wein und zum Abschluss natürlich einen Wodka. Prost… Wer mag, kann noch weiter ins Nachleben ziehen, in Lodz steppt der Bär und es gibt unzählige Möglichkeiten; drinnen und draussen zu sitzen, zu feiern oder sich einfach mit Leuten zu treffen – kann ich euch sagen. Von unserem Hotelzimmer aus konnten wir bis spät in die Nacht (also genau genommen bis 5 Uhr morgens) Musik, Gelächter und lebhafte Unterhaltungen vernehmen. Da im TV grad ein polnisches Fußballspiel lief, konnten wir auch Siegeschören lauschen, die durch unser geöffnetes Fenster schallten.
Am nächsten Morgen nahmen wir in unserem Hotel ein wirklich fantastisches Frühstück zu uns. Danach landete dann das Gepäck im Auto und wir fuhren noch ein wenig durch die Stadt, unser Ziel war eigentlich der jüdische Friedhof in Lodz. Doch der war leider komplett ummauert und verschlossen.
Juden in Lodz: 1848 ließen sich die ersten Juden in Lodz nieder. 1940 wurde ein Konzentrationslager in Lodz errichtet; es war eines der größten im dritten Reich. Heute erinnert eine Gedenkstätte (am Bahnhof Radegast) an die Opfer des Ghettos und der Deportationen. Der jüdische Friedhof in Lodz, gilt als größter Friedhof seiner Art in Europa. (-> Jüdischer Friedhof Lodz, Pomorska 18, 91-717 Lodz – Öffzungszeiten: täglich ab 9 Uhr bis 15 Uhr; samstags geschlossen)
Reisebericht Lodz – buntes Lodz
Reisebericht Lodz – Grafitis in Lodz
Dichter und Denker haben einen Platz in Lodz gefunden
Lodz Reiseguide – Freiheitsplatz Lodz
Was ihr noch wissen solltet – kleiner Lodz Reiseguide
Zum Abschluss hab ich hier noch ein paar Tipps und Infos für euch, die einen Trip nach Lodz (eventuell) vereinfachen oder auch schon einige Fragen klären können.
- Hotel: Es gibt zahlreiche Hotels in Lodz mit einem Top Preis/Leistungsverhältnis. Wir haben im Aparthotel 55 direkt in der Piotrkowska Straße übernachtet – ein wirklich sehr schönes (grad frisch renoviertes) Hotel. Gebucht haben wir über booking – der Preis war unschlagbar mit umgerechnet 38.- Euro für ein Doppelzimmer mit Zustellbett. Die Zimmer waren top sauber und gut ausgestattet (mit Kühlschrank, Bad, Fön, Wasserkocher, Kaffee, Tee und sogar pro Person eine Flasche Wasser zur Begrüßung) -> das Frühstück ein Kracher (für umgerechnet 3.- Euro pro Person on top – dieser Aufpreis lohnt sich auf alle Fälle). Zum Hotel gehören auch Parkplätze (auch die gibt es für einen Aufpreis von 5.- Euro pro Tag dazu). Einziger Nachteil des Hotels; es gibt leider keinen Fahrstuhl. Unser Zimmer (mit Aussicht über die Piotrkowska) lag im vierten Stockwerk. Vom Erdgeschoss bis zum Zimmer waren es 115 Stufen… 😉 => Aparthotel 55 auf booking*
Aparthotel 55 Lodz
- Preise/Währung: In Polen zahlt man mit Zloti – der Umrechnungskurs liegt bei rund 1.- Euro = 4 Zloti.
- Anreise: Lodz ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Europa. Viele Strecken führen quasi direkt durch Lodz. Daher kann man auch gut mit Bus, Bahn oder PKW anreisen. Von einem deutschsprachigen Flughafen (also aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) wird Lodz leider nicht angeflogen. Mit dem Europa-Bahn-Ticket gibt es Tickets schon ab 39,90 Euro und auch Fernbusse fahren relativ günstig (Flixbus z.B. schon ab 2,50 Euro) nach Lodz. Von Berlin sind es rund 500 Kilometer bis nach Lodz, von Hamburg ca. 750 Kilometer, von München, Köln oder auch der Partnerstadt Stuttgart zeigt die Entfernung schon rund 1.000 Kilometer.
- Wellness Lodz: Wer auf Wellness in Lodz nicht verzichten möchte, wird fündig im Hilton oder andel’s Hotel (mit Pool im obersten Stockwerk) und es gibt auch ein paar kleinere Spa’s in der Stadt. Auch etwas ausserhalb der Stadt habe ich einige Wellness- und Spahotels entdeckt.
- Tipp: Wer mehr von und über Lodz erfahren möchte, der sollte an einer Führung durch die Stadt teilnehmen. Es gibt verschiedene Anbieter und Themen für solche Touren. Infos zu einer Greeterführung in Lodz hab ich bisher leider noch nicht gefunden. Solltet ihr Erfahrungen damit haben, hinterlasst mir hier gern eine Info. 🙂
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*Es handelt sich hier um einen Affiliate Link zu einer Webseite. Trotzdem empfehle ich auch hier nur Produkte, Hotels etc., die ich selber kaufen, nutzen und buchen würde. In diesem Fall hab ich das Hotel z.B. selber über booking.com gebucht.
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