Zu dick um in den Wellnessbereich zu gehen?
Das wir in einer sehr oberflächlichen Welt leben, ist uns ja allen schon klar aber was ich heute in meiner Behandlungskabine erlebt habe, hat mich doch etwas geschockt!
Der tägliche Beauty-Wahnsinn einer Spa-Managerin
Ich bin jetzt seit 15 Jahren als Masseur und Spa Managerin in den verschieden Wellnessbereichen tätig. Ich durfte schon immer erleben, wie die Welt des Spa´s etwas oberflächlich ist und man als Therapeut doch viele Dinge ertragen muss, um in diesem Bereich beruflich was zu erreichen.
Das ich nie eine Größe 34/36 getragen habe, war eigentlich auch nie ein Problem und das Make up nicht zu meinen besten Freunden gehört, auch nicht. Mindestens nicht, als ich noch im medizinischem Bereich tätig war. Das änderte sich doch sehr schnell, als ich mich beruflich, in den Wellnessbereich verändert habe.
Auf einmal bekam ich von meiner Chefin einen Schminkkurs und Vorträge darüber, wie sie erwartet, dass ich meine Haare zu tragen habe.
Daran habe ich mich ziemlich schnell gewöhnt und erschrecke mich noch heute, wie schnell gewisse Handlungen zu Automatismen werden, denn heute stelle ich fest, wie Make up für mich längst ein Automatismus geworden ist. Ich erwische mich dabei, dass ich selbst an meinen freien Tagen, erst einmal meine Haare zu einer vernünftigen Frisur gestalte, dann fällt mir meistens ein, dass ich frei habe und so lasse ich dann wenigstens das Make up weg. 😉
Das sind so die täglichen Zwänge! 😉
Sindy will’s wissen
Was macht eine erfolgreiche Spa-Managerin aus?
Ich habe eine Menge Weiterbildungen besucht, neue Behandlungen gelernt und auch alles andere, was man für meinen Beruf braucht. Nach dem ich mein zweites, nebenberufliches Studium abgeschlossen hatte, stand ein Gespräch mit den Geschäftsführern der Firma an, für die ich gerade arbeitete. Das Thema über welches wir sprechen wollten:
„Meine berufliche Zukunft als Spa-Managerin im Unternehmen“
Das spannende an diesem Gespräch war nicht, dass über mein erfolgreiches Studium gesprochen wurde… oder darüber, dass ich das mal eben nebenberuflich geschafft habe und mein Spa (ich arbeitete damals schon als Spa-Managerin) trotzdem in dem Jahr der beste Spa der kompletten Hotelkette war. Ich wurde brav beglückwünscht für meine Erfolge (klar! Gehört sich ja so) aber mir wurde auch in diesem Moment gesagt, dass ich an mir arbeiten müsste, wenn ich in dem Unternehmen noch mehr erreichen will.
Kritik, Empfehlungen und Tipps nehme ich gern an – ich war ja noch jung! Doch dann kam das „Warum“? Ich hatte doch einen Bombenabschluss, beste Zahlen und Bewertungen für meinen Spa? Mir wurde gesagt: „In meinem Job, steht mein Gewicht, dem Erfolg im Wege.“ Zu diesem Zeitpunkt trug ich eine Größe 44. Meine Antwort, dass ja auch besagter Geschäftsführer ein paar Kilo zu viel auf den Rippen hat, wurde damit abgetan, dass er ja auch nicht versucht in einem Bereich Karriere zu machen, in dem es um Schönheit und Ästhetik geht.
Ich habe bald darauf die Firma verlassen. Doch es fiel mir tatsächlich schwer, trotz meiner ganzen Qualifikationen, einen neuen ansprechenden Job zu finden. Ich wurde immer wieder auf mein Gewicht reduziert und ich war jetzt wirklich kein fetter Kloß (entschuldigt den Ausdruck – aber ich kann heute nur noch über dieses Gespräch den Kopf schütteln). Damals nahm ich aber tatsächlich erst einmal ab…
Auch heute trage ich noch/wieder eine Größe 42/44
Dank Mangel an gutem Personal und meiner jahrelangen Erfahrung und Kompetenz als Spa-Managerin, ist mein Gewicht mittlerweile kein Problem mehr!
Klar geht es in vielen Wellnessbereichen immer noch oberflächlich zu und ich glaube, Kosmetikerinnen und Therapeuten reden häufiger als andere Personen über Diäten und Cellulite-Behandlungen und ähnliche Dinge…
Ich stelle mir immer wieder die Frage: Wenn ich Gast in einem Spa wäre, vor wem würde ich mich lieber ausziehen? Vor einer Person die offensichtlich auch „nicht“ dem perfekten Bild aus der Werbung entspricht oder lieber vor Germanys next Topmodel?
Also, für mich ist die Antwort klar… aber wie seht ihr das? Und warum erzähle ich euch das alles eigentlich? Ich dachte tatsächlich lange, dass das nur die Therapeuten betrifft. Also, das wir Therapeuten vermeintlich „perfekt“ aussehen müssen. Doch der Alltag sieht anscheinend anders aus…
Man hat immer mal wieder Gäste die fragen, ob die Behandlungsliegen sie aushalten. Es gibt auch immer Gäste, die sich wegen ihres Körpers vermeintlich schämen und daher nicht zur Behandlung gehen mögen. All das war mir tatsächlich auch immer bewusst und es ist schlimm genug. Doch ich habe immer versucht, diesen Gästen die Scheu zu nehmen. Denn mal ehrlich, wir brauchen doch alle ein wenig Entspannung? Und keiner von uns möchte auf sein Gewicht oder Äußerlichkeiten reduziert werden – oder?!
Spa-Managerin Sindy interessiert sich nicht nur für Wellness & Beauty 😉
Wann ist man zu dick für den Wellnessbereich?
Das war zumindestens immer meine Art zu denken. Doch dann kam mein heutiger Arbeitstag und jetzt bin ich ernsthaft sauer, sauer auf Therapeuten… sauer also auf viele Kollegen meiner Branche.
Ich hatte heute eine sehr nette Kundin zu Behandlung. Sie ist nicht viel älter als ich und sie arbeitet sogar als Kurvenmodel. Ein total hübsches Mädel.
Sie war bei uns im Spa für eine Behandlung auf der Wavebalance-Liege. Auch ihre erste Frage war „natürlich“, ob die Liege sie auch aushält? Diese Frage ist nun einmal typisch für Kunden mit etwas mehr Gewicht.
„Gewicht“ ist dann auch unser Gesprächsthema gewesen. Sie erzählte mir, dass sie lange überlegt hat, ob sie überhaupt noch Behandlungen buchen will. Im letzten Spa, in dem sie Behandlungen hatte, wurde ihr von einem Therapeuten erzählt, „dicke Menschen können keine Verspannungen haben. Denn der Muskel bzw. die Muskeln sind so gut im Fett eingebettet, dass sie sich überhaupt nicht verspannen können. Deshalb wären Massagen bei ihr nicht nötig.“
Jetzt mal ehrlich – Was für ein Quatsch??? Wie kommt man auf so einen Müll??? Ich habe mich sehr über eine solche Aussage geärgert!
Ich frage mich, wie kommt man darauf, diese ganzen Oberflächlichkeiten, aus dem Bereich für Schönheit und Ästhetik, nun auch noch unseren Gästen aufzudrücken? Gehen wir damit jetzt nicht eindeutig zu weit?
Es ist das Eine, wenn wir uns optimieren und verschönern wollen (das muß jeder für sich persönlich entscheiden). Wenn wir jetzt aber auch noch unseren Kunden diese oberflächlichen Ideale aufdrücken ist das eindeutig zu viel – oder?!
Ich habe etwas dagegen, dass wir uns nicht wohlfühlen „dürfen“ wie wir sind. Ich habe etwas dagegen, dass wir nun auch noch dazu beitragen, dass andere Menschen sich nicht in ihrem Körper wohlfühlen „dürfen“. Meiner Ansicht nach, geht so etwas voll am eigentlichen Gedanken – von Wellness und Spa – vorbei.
Ich bin dafür, dass wir uns ein wenig mehr so lieben, wie wir sind.. und vor allen Dingen bin ich dafür, dass wir andere Menschen nicht bewerten.
Punkt!
Eure Sindy
In der Sindbad-Therme Strandhotel Heringsdorf – hier wirkt Sindy aktuell!
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