Via Sacra Tagebuch: Pilgern für Anfänger in Österreich
Tanja Klindworth
Bist du schon einmal gepilgert? Meine erste Pilgertour fand auf dem Via Sacra in Österreich statt. Von Wien sind wir bis nach Mariazell gepilgert!
Bist du schon einmal gepilgert? Meine erste Pilgertour fand auf dem Via Sacra in Österreich statt. Von Wien sind wir bis nach Mariazell gepilgert!
Vielleicht liegt es daran, immer wieder neue Herausforderungen zu suchen? Oder vielleicht liegt es an einer stetigen Veränderung und Auseinandersetzung mit sich selbst? Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich 40 Jahre alt geworden bin?
Wer weiß?!
Auf jeden Fall verspürte ich schon länger den Wunsch, mich auf eine Pilgerreise zu begeben. Der Jakobsweg war mir dabei aber ehrlich gesagt bereits zu überlaufen und ich war mir auch nicht ganz sicher, ob ich das schon packen würde.
Also führte mich meine Pilgerwanderung auf den Via Sacra in Österreich.
Der Pilgerweg Via Sacra führt nicht nur durch Österreich. Auch in Deutschland, Polen und Tschechien sind Teile davon zu finden. In Österreich verlaufen Via Sacra und Wiener Wallfarherweg zum Teil parallel.
In Österreich verläuft der Via Sacra von Hinterbrühl bei Wien bis Mariazell. Somit kommt die Strecke in Österreich auf rund 120 Kilometer.
Teilweise über Straßen, idyllische Waldwege, enge und auch mal schmale und steile Pfade, über Wiesen und entlang von Bachläufen. Die Streckenführung ist zwischendurch auch wirklich anspruchsvoll. Ganz ungeübt sollte man also nicht sein oder sich doch mehr Zeit einplanen, als die anvisierten 4-5 Tage für die Tour.
Die Via Sacra ist eine landschaftlich sehr hübsche Route, mit vielen spirituellen und historischen Orten und Stationen.
Die ursprüngliche „Heilige Straße“ verläuft heute überwiegend entlang verschiedener Bundesstraßen in Österreich. Wer auf der Via Sacra pilgert, folgt aber lieber dem heutigen Pilgerweg, der sehr viel idyllischer verläuft – abseits der bekannten Straßen. Stationen sind beispielsweise: Heiligenkreuz, Klein Mariazell, Stift Lilienfeld, Annaberg im Ötscherland, zahlreiche Bildstöcke, Kapellen und kleine und große Kirchen.
Gut zu wissen: Entlang der Strecke fährt auch der Mariazeller Autobus / postbus.at. Somit können Teiletappen auch als Tageswanderung erpilgert werden. Oder falls nichts mehr geht, ist es eben auch möglich, einfach in den Bus zu hüpfen und zum nächsten Tagesziel zu düsen.
Der frühe Vogel fängt den Wurm. Daher haben wir uns bereits um 7 Uhr zum Frühstück getroffen.
Um 8 Uhr hieß es Abmarsch. Unsere Herberge für die erste Nacht war das Hotel Hödrichsmühle. Von den Hotels auf unserer Tour kann ich leider nicht wirklich viel berichten, denn viel Zeit hatten wir natürlich für unseren Aufenthalt nicht. Nur so viel, das Frühstück in der Holdrichsmühle war einfach aber in Ordnung. Es gab auch frisches Obst, Saft, Müsli etc. – was man eben so als angehender Pilger braucht, um Kraft für den Tag zu tanken.
Für den ersten Tag hatten wir einen Pilgerbegleiter, der uns bereits im Hotel kurz vor 8 Uhr in Empfang nahm. Motviert (und wie Pilgerführer Ernst uns verraten hat auch relativ schnell) starteten wir und landeten vor der Zeit am Mittagsziel in Heiligenkreuz.
In Heiligenkreuz sollte nicht nur unsere Mittagspause statt finden, sondern wir schauten uns auch das dortige Stift an. Bereits 1133 wurde der Grundstein für den Bau des Klosters gelegt. Von seiner ersten Pilgerreise brachte Herzog Leopold V. von Österreich ein Stück des heiligen Kreuzes mit, welche er 1188 an das Kloster übergab. Noch heute wird die Reliquie verehrt.
Sehenswert ist hier auch die Dreifaltigkeitssäule, im Innenhof, die Glasmalereien in Grisailletechnik in den Fenstern und auch das Chorgestühl mit Releif und Plastiken von Giovanni Giuliani.
In Heiligenkreuz fand dann unser Mittagessen im Klostergasthof statt. Reichliches Essen zu angemessenen Preisen. Wer nicht ganz so viel Hunger hat, kann hier auch nach kleinen Portionen fragen (die uns übrigens gereicht hätten).
Gut gestärkt ging es weiter nach Hafnerberg in die Wallfahrtskirche. Von hier aus heißt es dann Endspurt. Die letzten fünf Kilometer führen an Mystischen Plätzen vorbei und über blühende Wiesen. Doch die letzten fünf Kilometer kosten uns allerdings auch sehr viel Kraft. Mit einer Stunde Verspätung kommen wir sehr erschöpft – nach insgesamt 32 Kilometern – in Klein Mariazell an.
Mit dem Läuten der Glocken ziehen wir in den kleinen Ort ein. Neben unserer Schlafstätte (Klostergasthof Heiligenkreuz) befindet sich hier auch ein Kloster. Der Grundstein fürs Kloster wurde bereits 1136 gelegt.
Auch dieser Tag startete bereits um 7 Uhr mit dem Frühstück. Ehrlich zugeben müssen wir, die Tour vom Tag davor hat uns alle ziemlich geschafft und zugesetzt.
Respektvoll denken wir an die Etappe dieses Tages. Was steht uns heute bevor? Geplant sind erneut um die 30 Kilometer. Schaffen wir das?
Nach dem Frühstück bringt uns ein Shuttle zur an den Fuß des Berges zur Araburg. Der steile Aufstieg beginnt. Doch die Aussicht entschädigt für die Strapazen. Es geht also noch höher hinauf, wir steigen auch noch die Stufen zur Burg und zum Burgturm empor.
Danach geht es weiter über sonnige Wiesenwege und durch den Wald. Nach rund zwölf Kilometern erreichen wir Hainfeld. Es war heiß an diesem Tag. Unsere Füße schmerzten, unser Kreislauf war durch und die Motivation echt am Boden.
Nur Pilgergefährte Hubert zog es eisern weiter – unseren Respekt für unseren Pilgerhelden.
Der Weg von uns anderen führte zunächst einmal in die Apotheke, dann in ein Cafe und zum krönenden Abschluss zur Kneippanlage im Ort. Hier hieß es Füße abkühlen. Ein echter Geheimtipp für müde Wanderer und Pilgersleut.
Da wir doch sehr viel Zeit verloren hatten schummelten wir uns von hier mit einem Taxi zum Mittagstreff. Ziel war das Gasthaus Löffler in Wiesenfeld. So gestärkt trauten wir uns auch die letzte Tagesetappe nach Lilienfeld zu – noch rund sieben bis acht Kilometer lagen vor uns.
Unser Übernachtungsziel – etwas ganz Besonderes – das Kloster/Stift in Lilienfeld.
Unser Abendessen fand im Kellerstüberl statt und im Anschluss ging es noch auf die gegenüberliegende Flußseite um in Monti’s Strandbar den Abend gemütlich und mit anregenden Pilgergesprächen ausklingen zu lassen.
An diesem Tag durften wir ausschlafen, denn das Frühstück fand erst gegen 8 Uhr statt. Im Anschluss wartete eine Führung durch das Stift/Kloster Lilienfeld und ein echter Pilgersegen. Den ich mir übrigens irgendwie anders vorgestellt hatte.
Danach ging es via Transfer (Fußschonprogramm) für das Mittagessen ins Hotel Goldener Löwe nach Türnitz. Eigentlich sollten wir von hier aus an diesem Tag lospilgern, doch wir entschieden uns noch einmal für das Fußschonprogramm, denn unsere Füße und für einige auch die Muskeln und Beine brauchten etwas Erholung.
So ließen wir uns nach dem Essen noch einmal fahren und ersparten uns durch die beiden Shuttle rund neun Kilometer Fußmarsch bis zum Waldrand.
Unser Weg an diesem Tag führte vorbei an hohen Felswänden, quer durch die beeindruckende und landschaftlich wirklich wunderschöne Falkenschlucht.
Weiter ging es eine lange Zeit bergauf (auf über 1.000 Höhenmeter) über die Ebenbaueralm mit einem wunderschönen Ausblick und dann wieder hinunter zum Tagesziel Annaberg.
Eine anspruchsvolle Strecke und insgesamt waren es dann doch noch einmal rund 20 Kilometer. Doch das war gut zu schaffen.
In Annaberg wurden wir von unserer neuen Pilgerführerin Maria in Empfang genommen. Mit ihr erkundeten wir den Ort und die Kirche in Annaberg und sie begleitete uns auch zum gemeinsamen Abendessen im Gasthof Meyer – unserem Quartier für diese Nacht.
Wir haben alle sehr unruhig geschlafen. Der Respekt für die letzte Tagesetappe saß uns wohl allen merklich in den Knochen.
Bereits um 6 Uhr treten wir zu einem gemeinsamen Frühstück an. Übrigens das beste und reichhaltigste Frühstück der ganzen Woche. An dieser Stelle möchte ich dem Gasthof Meyer einmal ein ganz großes Lob und ein noch größeres „Dankeschön“ aussprechen.
Um 7 Uhr starten wir (ich in Leihtreckingsandalen von Pilgerführerin Maria – denn mein einer Fuß passte nicht mehr wirklich in einen Schuh).
Die letzte Etappe ist eine Wanderung entlang der „Heiligen Familie“. Start ist also Annaberg – benannt nach der Mutter von Jesus Mutter Maria „Anna“.
Pilgerführerin Maria versüßt uns die Wanderung mit Geschichten, erklärt uns was links und rechts vom Weg wächst und steht für alle Fragen zur Verfügung.
So erreichen wir tatsächlich ganz locker nach rund zwei Stunden Marsch den Joachimsberg (benannt nach Marias Vater Joachim). Hier wartet eine Erfrischung im Gasthaus Schaglhof und ein sagenhafter Blick auf den Ötscher.
Der Weg im Anschluss zum Josefsberg wird dann schon etwas beschwerlicher. Führt er doch eine ganze Weile steiler bergauf. Doch auch hier kommen wir motiviert, fröhlich und stolz an.
Sicherlich lockte uns auch der Gedanke nach einem guten Mittagessen im Gasthof Karl Sabath.
Doch vorher warfen wir einen Blick in die Kirche und in den Pfarrhof um die Seccomalereien zu bewundern.
Bevor wir zum Endspurt der Tour auf dem Via Sacra starten konnten, schlug das Wetter um. Aus dem Sonnenschein wurde ein Sturzregen.
Wir pilgerten trotzdem tapfer weiter – denn der Weg ist das Ziel und vor uns lagen tatsächlich nur noch rund 10 Kilometer bis zum Ziel „Mariazell“. Trotz immer wieder einsetzenden Regen, war die Tour sehr schön und die Landschaft abwechselungsreich. Die letzten Kilometer verlangten dann auch noch die letzten Kraftreserven ab und dann sahen wir sie plötzlich – die Basilika von Mariazell. Wir hatten es tatsächlich geschafft.
Um 8.30 Uhr trafen wir uns zu einem gemeinsamen, letzten Frühstück im Hotel zum Kirchenwirt. In diesem Hotel haben wir auch übernachtet. Die Stimmung war gelöst, denn wir hatten es ja geschafft. Trotzdem waren wir auch etwas traurig, da die besondere Reise jetzt zu Ende war.
Zum Abschluss stand aber noch ein gemeinsamer kleiner Ausflug auf dem Pogramm. Um 9.30 Uhr ging es in die Lebkuchenmanufaktur „Erlebzelterei“ in Mariazell. Also doch noch ein wenig klassisches Touristenprogramm.
Gegen 12 Uhr starteten wir unsere Rückreise. Erst mit der Mariazellerbahn (der Himmelstreppe) bis nach St. Pölten. Danach mit dem Zug nach Wien und von dort noch weiter mit der U-Bahn und S-Bahn zum Flughafen.
Dort angekommen ging es dann in unsere jeweiligen Flieger. Eine letzte Umarmung, letzte Fotos und sicherlich auch die Freude auf die lieben Daheimgebliebenen.
Vielen Dank an meine Pilgertruppe für die inspirierende Tour. 🙂 Und vielen Dank auch an Mostviertel-Tourismus für die Einladung, auf dem Via Sacra zu pilgern. Und an dieser Stelle auch schon einmal lieben Dank an Elena für das deutsch-österreichische Berg-Missverständnis ohne das ich wohl diese Tour nicht angetreten hätte.
Mehr zum Pilgern auf dem Via Sacra HIER.
Richtig, ich war nicht allein auf dem Via Sacra unterwegs auf Pilgertour. Auch bei meinem lieben Bloggerkollegen findet ihr Artikel und Beiträge zur Tour. Schaut doch mal vorbei auf Entdecker(g)reise, Travellerblog, Creativelena und Weltreiseforum.
Wie alles begann… und was ich so beim Pilgern auf dem Via Sacra sonst noch so erlebt habe:
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